Aktuelle Zeit: Fr 6. Jun 2025, 18:45

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 21 Beiträge ] 
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 9. Feb 2017, 12:16 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Der Titel des Themas könnte auch sein: "Neufahrrad an Bastler zu verkaufen, eine forensische Untersuchung am geilen Geiz"

Ich habe ein Fahrrad gekauft, es hat obszön wenig gekostet. Ich will im Vergleich rausfinden was wirtschaftlicher ist, ein neues oder ein gebrauchtes Rad.

Erste Folge: Das Vorderrad.

Man nimmt das Produkt aus dem Karton und wuchtet es in den Montageständer. Es ist schwer und vollständig aus HiTen, mit sehr wenigen Ausnahmen über die ich noch schreibe. Der Karton war schonmal geöffnet, das erklärt auch den Reifendruck von 4bar.

Ein Dreh am Vorderrad, das Lager ist festgeknallt, trotz Schwungmasse des Reifens läuft es nur wenige Umdrehungen nach. Auch nach dem Ausbau lässt sich die Achse von Hand nur schwer drehen. Über Lagereinstellung bei Schnellspannachsen habe ich hier schon geschrieben. Dann mit eingestelltem Lager und Schnellspanner in meinen neuen Zentrierständer, denn wirklich rund ist das Rad nicht. Zudem ist die Speichenspannung irrsinnig hoch und sehr ungleichmäßig, nach meinen Zentrier-Erfahrungen kurz vorm Kollaps der Felge, zumal es eine simple Kastenfelge ist.

Doch die Achslager machen Geräusche, es klingt ein bisschen nach einem Sandkorn. Also Lager auf, das fängt ja gut an...

Es ist kein Sandkorn, das war in der Nabenhülse:
bild1
Dateianhang:
cbild1span.JPG
cbild1span.JPG [ 91.08 KiB | 19000-mal betrachtet ]


Die Nabe ist komplett aus Stahl und komplett lackiert. Die Kugeln haben sich ihren Weg freigewalzt, der fehlende Lack ist im Fett.
bild2
Dateianhang:
cbild2lagerschale.JPG
cbild2lagerschale.JPG [ 151.02 KiB | 19000-mal betrachtet ]


Vor Jahren hat ein Freund das Vorgängermodell gekauft, nach zweistellig wenigen Kilometern war eine Kugel im Vorderachslager geplatzt. Das habe ich dann mit einer Kugel weniger wieder zusammengebaut. Weit gekommen ist er mit dem Rad nicht ...doch es war am Ende nicht das Lager.

Ich habe noch alle Kugeln, also das Lager wieder zusammengebaut. Dann zentriert, die Nippel drehten sich nur sehr unwillig auf den Zinkspeichen. Die Felge hat die extrem hohe und sehr ungleichmäßige Speichenspannung überlebt, und läuft jetzt in allen Dimensionen inerhalb +-1mm.

Das Laufrad wiegt (mit Schnellspanner und Felgenband) 1040g trotz Stahlnabe und 36 Speichen... , der Reifen 820g, der Schlauch 190g. Ah, und die Felge ist eloxiert, das macht man eigentlich nicht mehr, weil es die Spannungsrissbildung an den Speichenlöchern begünstigt.

Noch eine Anmerkung zur Nabe. An dieser Nabe dreht sich wirklich alles lustig um seinen eigenen Mittelpunkt: Die Flanschaußenkante anders als die Lochkreise, die Hülse eiert vor sich hin ...alles in jede Richtung. Und ich dachte erst die Speichenlängen wären ungleich ...in den Nippeln sichtbar. Die Nabe ist von Joytech, die bauen sowas zum Spaß.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 9. Feb 2017, 19:36 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Fr 30. Jan 2009, 16:51
Beiträge: 11635
Wohnort: L.E.
Bin auf den Langzeittest gespannt.

_________________
"Kilometerklopper unter den Radfahrern" (by Mistfink)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 9. Feb 2017, 20:42 
Offline
Moderator

Registriert: Mo 18. Jan 2010, 00:23
Beiträge: 4494
ich vermute ... die speichenlöchers sind nicht angesenkt?


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Fr 10. Feb 2017, 02:16 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Langzeittest? Davon ist das Rad noch weit weg. Die Speichenlöchers sind schon irgendwie angesenkt, wobei das in Anbetracht der nur 1,9mm dicken Flansche... ...und den relativ dazu riesigen Speichenbögen. Egal, ich habe den Spannungsabbau sehr gründlich gemacht, jetzt ist es August Wöhler überlassen.


Zweite Folge: Das Hinterrad.

Das Hinterrad hat eine 7-fach Schraubkranznabe mit Schraubachse. Damit ist die Dauerfestigkeit sowieso nicht gegeben, diese Achsen brechen immer irgendwann, im Gelände früher. Das Achslager ist festgeknallt. Das Rad hat Höhen- und Seitenschlag, und eine extreme Speichenspannung. Wie ich so an den Speichen klimpere um mir am Klang einen Überblick über die Speichenspannungen zu verschaffen höre ich Ungewohntes. Manche Speichen klingen glockenrein und auch recht lang. Normalerweise klingt eine Speiche immer etwas dissonant, weil durch die Speichenkreuzung eine weitere Speiche mitschwingt. Ich bin fasziniert, plinnngggg, glockenrein.

Moment mal, eine Speiche kann nie rein klingen, weil durch die Kreuzung... normalerweise...
fassungslos fängt sich mein Blick an der dritten Kreuzung - die Speiche berührt ihre Kreuzungspartnerin nicht. Ich finde zwei mißratene Kreuzungen, eine zum linken, eine zum rechten Flansch.

Ich will mir eigentlich nicht vorstellen wie dieses Laufrad eingespeicht wurde, ein zugiger Bretterschuppen entsteht in meinem Kopf, eine Energiesparlampe baumelt über 25 Kindern, zentriert wird hockend an in den Lehmboden gerammten Vorderradgabeln, und der Capo sorgt mit Stockschlägen für knallfeste Speichen. Und wehe ein Nippel fällt in den Staub....

Als ich den Reifen runtermache wird mir klar, warum der aussah wie eine Anakonda nach den Genuß einer Kaninchenfamilie - der Schlauch ist zerknüllt. Hier fällt mir auch wieder die völlige Abwesenheit von Talkum auf. Der Reifen ist innen wie der Schlauch so klebrig, daß man fast versuchen könnte einen Flicken ohne Vulkanisierflüssigkeit aufzukleben.

Obwohl ich die Nippel mit WD40 getränkt habe lassen sich zuerst nur die Nippel gegenüber dem Schraubkranz unter quälendem Knallen und Knacken losdrehen. Dann gehts auch auf der Schraubkranzseite. Dann die Kreuzungen richtiggefädelt. Weil es mir unmöglich scheint mit den derart schwergängigen Nippeln die Speichen wieder zu spannen, werden alle einzeln runtergedreht und die Gewinde mit MoS²-Fett geschmiert.

Das war sehr hilfreich:
http://www.wheelfanatyk.com/blog/wheel- ... t-to-left/
In kurz: Ich habe das Rad mit der Felge 4mm zu weit rechts fertigzentriert, Speichenspannung so gleichmäßig wie möglich, und dann in mehreren Durchläufen nur noch die linken Speichen angezogen. Immer schön mit genauen Vierteldrehungen, bis die Felge mittig war. So konnte ich vermeiden die Nippel zur stärker gespannten rechten Seite nochmal anzufassen. Am Ende habe ich versuchsweise nochmal einen rechten Nippel versucht, da dreht sich trotz Fett nichts mehr außer der Speiche.

Ich bin mir sicher, daß das Kind auf dem Lehmboden an der Fahrradgabel diesen Trick kannte, oder auch nicht, und es Speichen abgedreht hat. Beim Einfädeln einer Ersatzspeiche könnte der Kreuzungsfehler passiert sein. Wer zentrieren kann muß ja nicht einspeichen können. Jedenfalls ist es mir ein Rätsel wie die brutale Speichenspannung erreicht wurde.

Wheelfanatyk plädiert für gemäßigte Speichenspannung im 500N-Bereich und begründet das auch gut mit Quellen zum Thema Seitensteifigkeit.

Das Hinterrad läuft jetzt mitsamt dem Reifen perfekt rund und mit eingestellten Lager auch leicht. Die Lebensdauer dürfte allerdings nur 10% des Vorderrades erreichen. Entweder bricht die Achse, oder die Kettenschaltungs-Schüsselung zusammen mit der höheren Belastung kostet die Speichen. Endgültiger Endpunkt dürfte ein festgegammelter Schraubkranz sein. Wenn das Hinterrad 4000 Kilometer bis zur Tonne schafft habe ich alles richtig gemacht.

Das Vorgängermodell eines Freundes hat nach vielleicht 1000 Kilometern die Speichen im Hinterrad verloren, da lief das Vorderrad mit der entfernten geplatzten Kugel noch prima.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Fr 10. Feb 2017, 13:11 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: So 28. Sep 2008, 07:29
Beiträge: 10379
Prima Postings :daumen:

4000km fahren die meisten Menschen uebrigens im ganzen Leben nicht mit dem Rad.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Fr 10. Feb 2017, 18:48 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Danke :)

Ich bin immer noch vor dem ersten Kilometer, noch kann mit dem Rad niemand zur 4000km Lebenstour aufbrechen
Dateianhang:
Dateikommentar: Rahmenaufschrift
cbildschamlos.JPG
cbildschamlos.JPG [ 19.77 KiB | 18953-mal betrachtet ]
tolle >Experience< beschert ihr mir da. ;)


Dritte Folge: Die Bremsanlage

Da will ich am Anfang festhalten, daß die Bremsanlage im Lieferzustand durchaus ihren Job macht. Die Beläge treffen die Felgen, die Schrauben sind fest, die Symmetrie ist eingestellt. Gefährlich ist da nix, das bremst schon.

Da ich aber viele Shimano Bremsanlagen habe, erst Deore, dann die bauähnlichen T4000, weiß ich natürlich wie schön V-Bremsen sich anfühlen können. Die haben einen guten Druckpunkt, man fühlt im Hebel was die Beläge machen. Auch die Selbstzentrierung lässt sich zuverlässig einstellen und funktioniert auch mit niedriger Einstellung der Federspannung noch zuverlässig. Die Shimano-Züge flutschen als wären die Seile frei gespannt. Ein Freund von mir fährt Avid SD7, die sind mindestens besser, und zudem kriegt der auch Cantis aus den historischen Top Gruppen so gut restauriert, daß man mit geschlossenen Augen V-Bremsen fühlt. Ich bin noch nie vorher so tolle Cantis gefahren.

Am Steinreiter ist das erstmal nicht so schön, eher gewöhnlich brauchbar. Also wird komplett neu aufgebaut, da geht sicher noch was. Die Züge machen irgendwie den Eindruck als wären die mit Harz geschmiert. Also nehme ich die aus den Anschlägen und versorge sie mit reichlich AnyÖl. Jetzt flutscht das, die Oberflächenstruktur der unbearbeiteten Verseilung der einfachen Zinkseile bleibt natürlich fühlbar.

Dateianhang:
bild4bremsarm.JPG
bild4bremsarm.JPG [ 129.29 KiB | 18953-mal betrachtet ]
wie schon geschrieben, Aluminium ist an dem Rad selten, das ist gestanztes und tiefgezogenes Stahlblech, warum auch nicht. Der rote Draht hält den Faltenbalg fest, der bleibt nicht auf der Nudel stecken. Der Reifen hatte auch knapp über der Felgenkante solche Gummi-Nupsies ringsum, die machten ein lustiges Geräusch an den Bremsschuhen.


Wie ich da so an den Zügen fummle verliert sich die Zentrierung der Bremsarme. Ich weiß ja schon was ich finden werde, also schraube ich die gleich ab. Gelagert sind sie klassisch, also direkt auf den Cantisockeln. Die aktuellen Shimano haben gebuchste Lager. Drei der Sockel sind knochentrockene Sandstrahloberfläche, der Sockel hinten links ist amtlich gefettet. Ich weiß ja nicht, aber wenn ich an meiner Montagestation Fett zur Verfügung habe, dann nehme ich den Pinsel und fette gleich alle 4. Das kostet genau 2,7 Sekunden mehr, als nur einen zu fetten. Vor allen Dingen ist eine Sandstrahloberfläche der ideale Nährboden für Rost, daß da noch kein Rost ist spricht für den Vertriebsweg, in knochentrockener Winter-Hallenluft gelagert, in geschlossenen Kasten LKW befördert. Nach nach etwas AnyÖl in die Federspirale, ordentlichMoS²-Fett auf die Sockel und einigem Gerüttel laufen die Bremsarme nun frei.

Für einen sauberen Druckpunkt müssen die Beläge ganzflächig die Felge treffen. Irgendwelche Schulmeinungen von Schrägstellungen - toe in oder so - entstammen der Zeit ratternder Vorderrad-Cantis. Das war aber eine Problemkombi aus 1" Gewindegabeln und Zughalter am Lenkervorbau.

Ich stelle die Beläge in Position und ziehe sie abschließend fest, indem ich kräftig am Bremshebel zupacke und die Belaghaltemutter auf, und dann ganz zu drehe. Damit ist auch der Einfluß des Spiels in der Bremsarm-Lagerung und der Elastizität der Cantisockel am Rahmen aufgehoben.

Dateianhang:
cbild3bremsgriff.JPG
cbild3bremsgriff.JPG [ 136.34 KiB | 18953-mal betrachtet ]
Aluminium ist an diesem Rad eine seltene Erscheinung, hier ist ein bisschen.

Jetzt bremst das so gut, wie ich das mit dem gegebenen Material für möglich halte. Die Kunststoff-Gehäuse der Bremshebel sind sehr weich und auch die Alhonga Beläge sind aus weicherem Gummi als die gleich Aussehenden, die Point vertreibt. Stehen auch verschiedene Nummern drauf. Die Dosierbarkeit ist sehr ordentlich. Allerdings werde ich in der Anfangszeit einen Schraubendreher mitnehmen müssen, die Zentrierung ist mit diesen Federn nicht sonderlich konsistent. Shimano verwendet Federn mit deutlich steilerer Kennlinie, wenn ich da einen Arm zur Felge drücke springen die Arme von selbst zur Mitte zurück. Am Steinreiter klappt das nicht, ich werds berichten.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Fr 10. Feb 2017, 20:44 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: So 28. Sep 2008, 07:29
Beiträge: 10379
Ich brauch jetzt mal ein Foto von dem ganzen Rad.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Fr 10. Feb 2017, 21:20 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Fr 30. Jan 2009, 16:51
Beiträge: 11635
Wohnort: L.E.
Du willst doch nur kontrollieren, obs eine schwarze Kurbel hat! :mrgreen:

_________________
"Kilometerklopper unter den Radfahrern" (by Mistfink)


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Sa 11. Feb 2017, 20:02 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Ein Foto vom ganzen Rad erzählt die Geschichte nicht. Ja, die Kurbeln sind schwarz, bzw. der Kunststoff mit dem die Stahlkurbeln umspritzt sind.


Vierte Folge: Die Lenkanlage und der Sattel

Über die Sinnhaftigkeit eines 1" ja, ein Zoll, A-Head-Systems... egal, es hat offene Kugellager und ist festgeknallt. So fest, daß das Rad wohl eher nicht freiwillig geradeaus fahren würde.
Dateianhang:
cbildschamlos.JPG
cbildschamlos.JPG [ 19.77 KiB | 18930-mal betrachtet ]
Ein klemmiges Steuerlager macht das wundervolle Gefühl zunichte, daß ein Fahrrad in wunderbarer Weise den Fahrer unterstützt eine schöne Linie zu fahren. Zu Fuß ist das eine hochkomplizierte Koordinationsaufgabe, was der Mensch erst merkt wenns nicht (mehr) klappt. Mein Vater fühlt sich auf dem Fahrrad sicherer als zu Fuß.

Der Begriff >Raststellen< wäre sicherlich ungerecht übertrieben, aber polierte Lagerflächen gibts an dem Rad nicht. Mit ernstem Gesicht: Am A-Head muß Kunde ja schrauben, weil der Lenker für den Karton längsgestellt ist. Eine Anleitung liegt nicht bei und auf Youtube wird die Einstellung von A-Head-Lagern schlecht bis falsch erklärt. Denn wenn der Spanndeckel ein mal zu fest angezogen wurde klemmt ja der Konusring fest und hält die Spannung. Die ohnehin völlig überflüssige und geradezu verschleißfördernde Vorspannung der Lager bleibt so auch dann erhalten, wenn man Deckel und Vorbau loschraubt. So war das jedenfalls bei den beiden A-Head Steuersätzen, die ich in den Fingern hatte.

Der Vorbau klemmt auf den knochentrockenen sandgestrahlten Gabelschaft. Ich kann es kaum fassen, daß da nichtmal Flugrost dran ist. Nach einem Regentropfen würde das in Sekunden unlösbar zusammenkorrodieren. Egal, die Lager bekommen sowieso eine extradicke Fettpackung von mir, die Fettfinger kommen an den Schaft. A-Head ist eine gute Erfindung, funktioniert auch in billig, was Schraubgabeln mit Klemmschaftvorbau auch in teuer nie taten. Die Gabel ist trotz 1"-Schaft sehr steif, was auf massiven Materialeinsatz (HiTen *grins*) schließen lässt und ein A-Head-Vorbau ist sowieso supersteif. Positiv zu vermerken sind die gefetteten Schrauben im Aluminium-Vorbau, das hat wohl der Zulieferer erledigt. Habe ich schon geschrieben wie selten Aluminium an diesem Fahrrad ist?

Und wo ich von "gefettet" schreibe: Die Sattelstütze ist reichlich gefettet, und läuft saugend wie eine gute Federgabel, ohne Kratzer im schwarzen Lack zu hinterlassen. Das Sattelrohr ist also in Boutique-Qualität ausgehohnt. Geklemmt wird mit einer Schnellspannschelle, das finde ich besser als jede integrierte Klemmung, denn die integrierten Klemmechaniken verformen oft das Sattelrohr. Die Sattelsütze ist natürlich eine Stahlkerze mit Stahlkloben, klobig, schwer, grob gerastert, grobschlächtig ...aber unschlagbar zuverlässig. Was hatte ich schon Wutanfälle mit Alu-Patentstützen. Welches Patent überhaupt, gibts da eine ohne Wenn und Aber gute Konstruktion unter 50 Euro? Ohne irgendeine schon immer blödsinnige Rasterung?

Apropos Rasterung, ein Nachtrag zum Hinterrad: Diese Radmuttern mit angewachsener Riffelscheibe, welcher volldebile Hohlpfosten hat die erfunden? So einen Dummfug gibts nirgendwo sonst im Maschinenbau NIRGENDWO, nur am Fahrrad müssen wirs ertragen. Das ist ja >>keine<< Maschine, also wird Fahrradtechnik von Spielzeugdesignern entwickelt. Klar, wenn man die Ausfallenden unter 30 Tonnen Pulverbeschichtung versteckt, dann ist es wohl am billigsten die nötige Fräse gleich als Radmutter zu verwenden.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Mo 13. Feb 2017, 17:52 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Fünfte Folge: Der Antrieb

Was soll ich hier über Shimamo Tourney Umwerfer und Schaltwerk schreiben. Das Zeug ist ein Wunderwerk der Toleranzen. Der Umwerfer grmpf natürlich das Schaltwerk trifft oft die Gänge, obwohl das Schaltauge mangels Transportschutz einen Schlag bekommen hat. Im Karton war eine Beule. Betätigt wird das mit einem Drehgriffschalter. Ich hatte jetzt noch keinen guten Drehgriffschalter in den Fingern, aber dieser wirkt klapprig und klingt wie Lego. Man darf das Wort >Haptik< nicht denken, dann funktioniert das. Ich habe geschrieben: "trifft oft die Gänge", gelegentlich... von Begeisterung bin ich weit weg. Zuviel Gefummel für ein zu bescheidenes Ergebnis

Der Umwerfer wirft nach unendlichem Gefummel mit der Anbauposition jetzt auch, wobei die 8 Raststellungen des Drehgriffs, von denen 6-7 nutzbar sind, in keinem logischen Zusammenhang zu den Gängen stehen. Egal, es gibt immer eine Stellung in der die Kette frei läuft. Die Kettenschutzscheibe ist gleichzeitig eine "Freilaufscheibe" auf der sich die Kette austoben kann - solange man die Begrenzerschraube nicht eingestellt hat. Die 8te Raste am Drehgriff müsste mit 0 für Freilauf beschriftet sein.


Hier hätte ich zwei Fragen an die Wissenden: Wie fühlen sich die SRAM MRX Drehgriffschalter an? Den linken für den Umwerfer gibt es in gerastert und in Microshift?, was ist besser?.


Die Kette ist von KMC. Mit "Missing Link" wie das bei KMC heißt, oder "Powerlink" bei SRAM. Das finde ich sehr kundenfreundlich, der Ottonormalradfahrer hat keinen Kettennieter.

Zu Schluß ganz knapp: Ein richtig eingeschraubtes Patronenlager ist gut, ein loses Patronenlager kippelt nervig bei jedem Tritt. Wenn der Kunde keinen Kettennieter hat, dann hat er auch keinen Kurbelabzieher, und auch keine Shimano Patronennuss.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Mo 13. Feb 2017, 18:08 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Di 28. Jun 2011, 15:57
Beiträge: 665
Wohnort: Wien
Wenn du genau dann Schaltwerk schreibst wenn du auch Schaltwerk meinst und Umwerfer schreibst, wenn du von einem Umwerfer sprichst macht es deine Kritiken zur vorhandenen Schaltung deutlich lesbarer. Ein 6-, 7-, oder gar 8-fach Umwerfer ist mir jedenfalls noch nicht untergekommen... oder sagen wir so: Umwerfer für 8-fach Schaltungen gibts wohl, aber der schaltet dann höchstens 3 Gänge und lässt sich auch nicht wirklich von nem (minimal) verbogenen Schaltauge beeindrucken : bull :

_________________
Am Ende wird alles gut... und wenn es nicht gut ist - dann ist es noch nicht das Ende.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Di 14. Feb 2017, 01:50 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Grmpf einmal falsch, das irritiert natürlich. Der Drehschalter für den Umwerfer, der die 3 Kettenblätter schaltet, ist zwar mit 1-2-3 beschriftet, hat aber 8 Raststellungen. Was das soll weiß ich nicht, deswegen die Frage nach den SRAM MRX.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Di 14. Feb 2017, 11:59 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Di 28. Jun 2011, 15:57
Beiträge: 665
Wohnort: Wien
Danke fürs Korrigieren!

Ne Vermutung ausm Bauch heraus wäre, dass der Drehschalter zusätzliche Rasterungen hat, weil er damit quasi das "Trim" (das heißt doch so, oder?) simuliert, was man aus höherwertigeren Gruppen kennt? Damit ließen sich dann ja sehr schräg verlaufende Gänge fahren ohne dass die Kette am Umwerfer schleift?

Vielleicht kein Bug sondern ein Feature. Oder wenigstens ein Bug, der sich als Feature nutzen lässt :D

_________________
Am Ende wird alles gut... und wenn es nicht gut ist - dann ist es noch nicht das Ende.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Di 14. Feb 2017, 22:01 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Danke für den Hinweis! ;)

Ja, Trim kenne ich auch. OK, dann sollen das wohl die "micro clicks" sein, von denen Sheldon Brown zum Thema Gripshift schreibt. Ich habe zwar die Zahl der Raststellungen falsch gezählt, es sind 10 (ohne Spannung im Zug verhakt der sich im Innern). Aber die Bezeichnung "micro" für eine Zehnteilung, da wäre ich nicht drauf gekommen, na, wenns so ist... ...dann ist es wohl auch richtig, daß von den 10en nur 6-7 nutzbar sind. Und zur 1-2-3-Skalierung passts natürlich auch nicht, Großes Blatt bei 2,5 mittleres bei 1,8

Wahrscheinlich bin ist einfach überfordert. Ich meine damit, daß ich durchaus schon mit Reibungsschaltern, vorne wie hinten gefahren bin. Da hört man einfach hin, und weiß was man tut. Der Schalter schweigt. Jetzt plötzlich muß ich den Schalter zwar wie einen Reibungsschalter bedienen, aber er klickert rum wie Lego. Zwei Geräusche. Das ist zuviel für mich. Jetzt habe ich versucht die Klicks zu zählen, aber je nach dem wo ich hinten gerade bin...

OK, ich erzähl ja nur...


Sechste Folge: Probefahrten und Fazit

Die Geometrie ist gut gelungen, der Rahmen ist recht lang, 62cm virtuelle Oberrohrlänge bei Rahmenhöhe 52 mitte/oberes Ende. Der Vorbau hat 100mm. Meine klassischen Anfang 90er MTBs haben einen kürzeren Rahmen, um 58cm, die ich mit 130mm Vorbauten fahre. Das führt zwar zur gleichen Lenker/Sattel Position, die Lenkgeometrie finde ich aber mit längerem Oberrohr besser. Die Lenkerhöhe ist gut gewählt, schlecht wäre schlecht, es gibt keine Spacerreserve am A-Head. Lenkwinkel und Vorlauf sind perfekt gewählt, Des Rad fährt wie von selbst dahin wo ich will. Die Gabel ist für 1" relativ steif, zusammen mit dem A-Head-Vorbau fährt man quasi mit den Händen auf der Straße. Auch der restliche Rahmen ist auf der eher steifen Seite. Da ist es vielleicht gut, daß die 4-Kant Stahlkurbelgarnitur eher auf der weichen Seite angesiedelt ist. Die Blockstollen-Reifen sind mit 42mm ein bisschen zu "unvolumig", sind aber auch keine Schwerläufer. Der Sattel ist nicht nur für eine Erstaustattung ok, straffer Schaum und nicht zuviel davon.

Die:
Dateianhang:
cbildschamlos.JPG
cbildschamlos.JPG [ 19.77 KiB | 18888-mal betrachtet ]
ist wirklich gelungen, alle Sterne fürs Produktdesign zum Punkt >fahren<

Die Bremsen haben zwar einen eher weichen Druckpunkt, funktionieren aber sehr ordentlich. Die Zentrierung funktioniert erstmal brauchbar. Für ein die Nutzung als Alltagsfahrrad mit gelegentlichen Ausflügen auf Forstautobahnen und flowige Noob-Trails taugt das wie beworben. Die Experience ist jedenfalls an dieser Stelle nicht kaputtgespart, auch wenn die Stahl-V-Brakes strange aussehen =>alle Sterne zum Punkt >bremsen<.

Wirklich nett finde ich den gewählten Übersetzungsbereich. 22er Kettenblatt auf 28er Ritzel ist schon eine halbe Bergziege. Die klassischen Vorbilder hatten oft nur 28/28. Mit dem 42er Kettenblatt kann man auf 16er oder 18er Ritzel eben dahinfahren. Das läuft dann in fast gerader Kettenlinie mit genügend Zähnen auf dem Ritzel verschleißarm. Und das mittlere 32er Blatt sorgt zusammen mit den kleinsten 14er Ritzel zuverlässig dafür, daß das große Kettenblatt keinen Rost ansetzt. => alle Sterne zum Punkt >Übersetzungsbereich<

Die Schaltung lässt sich schalten. Das ist eine sorgfältig gewählte Formulierung, denn eigentlich erwarte ich, daß die Schaltung schaltet (siehe oben). Das tut sie nicht. Intuitiv, oder wie es für technische Strecken nötig wäre: schnell und vorhersagbar... das geht nicht - null Sterne! First Experience? Disgusting!

OK, ok, da bin ich nicht gerecht, weil ich Kettenschaltungen hasse. Ich bin aber schon gute Kettenschaltungen gefahren, ein Freund mit großem Sinn fürs Haptische hat da ein paar Perlen aufgebaut. Aber die Regel ist immer noch, daß der Radanfänger diese Schalt-Technologie zwangsläufig hassen lernt (siehe oben). Einem Kind, würde ich immer ein Fahrrad ohne Schaltung für die Anfänge geben, oder einen Dreigang-Planeten mit kurzer Basisübersetzung, wenns in den Hügeln wohnt. Eine Kettenschaltung muß man aus dem tiefsten Innern selbstverantwortet wollen.


Fazit:

Was in den 70ern entstand, und Anfang der 90er fester Bestandteil der Fahrradkultur wurde, ist von Markt gegangen. Das ungefederte Stahl-Mountainbike ist fort, weg, vorbei, nicht mehr marktfähig. Im Januar wurde der letzte Vertreter dieser Kultur noch angeboten, jetzt ist er ausgelaufen, ausgelistet, ohne Nachfolger, weg. Dabei ist er würdevoll gegangen. Ich finds toll, daß sich nochmal eine Einzelhandelskette hingesetzt hat und ein der Geschichte würdiges Fahrrad zusammengestellt hat. Das sehe ich als Akt der Hommage an die Anfänge der Mountainbike-Kultur.

Das Fahrrad wäre in den 70ern beinahe ausgestorben, wenn nicht ein paar Vertreter der Spaßfraktion Fahrräder für überallhin gewollt hätten. Was wurde dafür nicht alles entwickelt. Im Ergebniss entstanden solide, alltagstaugliche Fahrräder für Leute, die Spaß zum Alltag rechnen. Diese Räder hatten erstmals richtige Bremsen und Granny-Gänge, damit vergrößerte sich das Fahrradland erheblich in die Berge. Endlich konnte man die von stinkenden, mörderischen Kraftfahrzeugen verseuchten Straßen verlassen. Das ging mit den peinlichen 10-Gang ""Rennrädern"" nicht. Die Spaziergänger und Wanderer fanden das garnicht gut, ich schon, ich finde Wandern peinlich.

Auch peinlich finde ich allerdings den Montagezustand. Der Begriff "vormontiert" ist schlicht falsch. WYSIWYG-Teile-Zusammenstellung trifft. Da war nicht eine Teil montiert, das ich nicht abbauen und neu montieren musste. Da brauch auch niemand rufen: "Internet, selbst Schuld". Ich kenne sowohl das Vorgängermodell als auch mein Modell aus dem Ladengeschäft. Dort wird das Rad auch nur aus dem Karton gezogen, der Lenker geradegestellt, und dem Käufer als Teilehaufen zur "Experience" überlassen.

Der "Mittelstandsbürger" will einfach nicht wahrhaben, daß er in bitterer Armut lebt, wenn er das Geld für ein gut zusammengebautes Fahrrad nicht hat. Lieber tröstet er sich mit schönem Schein im Keller. Wer kein Fahrrad besitzt, mit dem er gerne fährt weil es gut fährt, der muß sich dem Präkariat zurechnen. Der Weg da raus ist die Ärmel hochzukrempeln, und selbst zu schrauben.

Ich wollte im Vergleich rausfinden was wirtschaftlicher ist, ein neues oder ein gebrauchtes Rad. Die Frage stellt sich nicht mehr, es gibt keine guten WYSIWYG-Teile-Zusammenstellungen mehr. Es gibt das klassische Stahl-Mountainbike nur noch gebraucht

Was von allen Mängeln hätte der völlige Laie sofort gemerkt? Ganz sicher die an den Bremsen ratternden Gummistacheln der Reifen. Ganz sicher das Geräusch des riesigen Spans in der Vorderradnabe. Die nach kurzer Fahrstrecke schleifenden Bremsen hätte er gemerkt, wie auch die Afgfenhaltung durch den völlig nach hinten gedreht montierten Riser-Lenker (so standen die auch im Laden). Deutlich gemerkt hätte er die lose Tretlagerpatrone, verzweifelt wäre er bei der Suche nach Gängen. Das Alles auf dem ersten Kilometer. Daß das Rad nicht schön geradeaus, oder selbststabilisierend durch Kurven fährt hätte er vielleicht für mangelnde Übung gehalten. Solche Käufe vergammeln in Innenhöfen und Kellern. Während der Käufer fürs Abo im Fitnesscenter...


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Mi 15. Feb 2017, 09:39 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Di 28. Jun 2011, 15:57
Beiträge: 665
Wohnort: Wien
Insgesamt ne wirklich schöne Diskussion, Danke dafür!

Ich bin mit Mistfink und hätt als Abschluss dann doch gern noch n Bild, oder 3-4 Bilder. :adas

_________________
Am Ende wird alles gut... und wenn es nicht gut ist - dann ist es noch nicht das Ende.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Mi 15. Feb 2017, 17:11 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Ich habe fertig :D
Dateianhang:
steinreiter11.JPG
steinreiter11.JPG [ 405.76 KiB | 18875-mal betrachtet ]

Dateianhang:
steinreiter7.JPG
steinreiter7.JPG [ 404.83 KiB | 18875-mal betrachtet ]

Dateianhang:
steinreiter2.JPG
steinreiter2.JPG [ 508.27 KiB | 18875-mal betrachtet ]

Dateianhang:
steinreiter7175.JPG
steinreiter7175.JPG [ 297.94 KiB | 18875-mal betrachtet ]

Dateianhang:
steinreiter7166b.JPG
steinreiter7166b.JPG [ 375.2 KiB | 18875-mal betrachtet ]

Dateianhang:
steinreiter7164b.JPG
steinreiter7164b.JPG [ 389.67 KiB | 18875-mal betrachtet ]

hat sich doch das linke Pedal verdreht :ohno: ...und das Vorderrad, na, nächstes mal :lol:

Dateianhang:
bontrager_gusset.JPG
bontrager_gusset.JPG [ 109.93 KiB | 18873-mal betrachtet ]
Hommage an Keith Bontrager, ein Gusset vom Steuerrohr zum Unterrohr


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Mi 15. Feb 2017, 17:23 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Mo 9. Nov 2009, 14:27
Beiträge: 4712
Istn Scheissmoped keine Frage.....aber ich hab mir das wesentlich schlimmer vorgestellt....so rein optisch mein ich.

_________________
+90Museum


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 16. Feb 2017, 08:51 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: Di 28. Jun 2011, 15:57
Beiträge: 665
Wohnort: Wien
Ahja :)

Was spricht dagegen den Sattel halbwegs gerade zu stellen?

_________________
Am Ende wird alles gut... und wenn es nicht gut ist - dann ist es noch nicht das Ende.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 16. Feb 2017, 13:02 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: So 28. Sep 2008, 07:29
Beiträge: 10379
elHuron hat geschrieben:
Istn Scheissmoped keine Frage.....aber ich hab mir das wesentlich schlimmer vorgestellt....so rein optisch mein ich.

Hahaha...hab laut gelacht eben. :daumen:

Optisch finde ich die Moehre gar nicht so schlecht, danke fuer den Thread - gefaellt.

Gripshifter sind fuer mich ein No-Go, muesste ich sofort wechseln.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 16. Feb 2017, 17:29 
Offline
Moderator
Benutzeravatar

Registriert: Fr 31. Dez 2010, 11:35
Beiträge: 4591
Wohnort: Deutscheland
planet hat geschrieben:
Danke für den Hinweis! ;)
...
Es gibt das klassische Stahl-Mountainbike nur noch gebraucht



http://www.patria.net/beratung/#c1166

Wer Klassik haben will bekommt da auch Klassik.

_________________
Sag mal tschechische Chefchemiker auf griechisch chinesischen Passagierschiffen.


Nach oben
 Profil  
 
 Betreff des Beitrags: Re: steinreiter 129
BeitragVerfasst: Do 16. Feb 2017, 20:17 
Offline
Moderator

Registriert: So 8. Apr 2012, 12:49
Beiträge: 298
Erstmal danke für Eure Anteilnahme und die Blumen, ist mir ein Vergnügen.

PiQuadrat hat geschrieben:
Was spricht dagegen den Sattel halbwegs gerade zu stellen?
Nichts, wenn Dein Humaninterface zu geraden Sätteln kompatibel ist. Bei mir ist das die Kombi aus meinem Rücken, der relativ lange Sitzhaltungen mag, zusammen mit meinem Becken und meinen Weichteilen. Auf geraden Sätteln kippt mein Becken unangenehm (für den Rücken) nach hinten. Ich bin wohl der Kandidat für SQlab Stufensättel.
elHuron hat geschrieben:
Istn Scheissmoped keine Frage.....aber ich hab mir das wesentlich schlimmer vorgestellt....so rein optisch mein ich.
voll korrekt
mistfink hat geschrieben:
Gripshifter sind fuer mich ein No-Go, muesste ich sofort wechseln.
Da war ich mir nicht sicher, jetzt bin ichs. Meine Einstellung zu Kettenschaltung steht ja schon auf >AUS<, gäbs nur Gripshift wäre der Stecker aus der Dose.

Mein großes Glück ist das Ding nicht fahren zu müssen. Mit großem Vergnügen konnte ich meinen Montageständer erproben, und mit daran erfreuen das Zimmer freigeräumt zu haben. Endlich sind ein paar Dinge aus dem Blick an denen schmerzliche Erfahrungen hängen. Prokrastination hat zwei Seiten, aber ohne Prokrastination möchte ich nicht leben müssen.


per gessle hat geschrieben:
Wer Klassik haben will
Die ganze Geschichte drehte sich im Hintergrund auch um die Frage: "Wo schicke ich meine Freund*innen und Bekannten hin, damit sie ein Spaßrad bekommen".
Erfolgreicher Prototyp der Antwort war meine Mutter, eine durchaus schwierige Person, was auch am Sohn liegen mag.

Sie hatte sich vor Jahren von der guten Idee eines vollgefederten Fahrrades einfangen lassen und hatte es an einer grundsätzlich richtigen Stelle gekauft - in einem inhabergeführten LBS den es heute nicht mehr gibt. Das Ding war ein Monster, wog 22 Kilo, hatte eine Lenkgeometrie wie ein Radlader, dazu die für meine Mutter unumgänglichen Fahrradkörbe vorne und hinten (=24 Kilo, unbeladen, so ist sie aber nie gefahren). Was bei gefederten Rädern regelmäßig übersehen wird ist, daß die Tretlager- bzw. Einstiegshöhe bei unbelastetem Rad sehr hoch liegt, was das Auf- und Absteigen erschwert und zusätzliche Übung erfordert. Das war bei diesem Rad besonders extrem, weil die Hinterradfederung auf 150 Kilo eingestellt war, wohl um Durchschläge auszuschließen (siehe Schwingenbruch), dem Hersteller war die zu schwache Schwingenkonstruktion wohl bekannt.

...kurzum, daß dieses Ding sie nicht umgebracht und/oder ins Sofa gezwungen hat, das ist ein Wunder ansich. Dann brach die Hinteradschwinge, die von KTM in einer beachtlichen Aktion durch das Einschweißen von Verstärkungen repariert wurde - und trotzdem wieder brach. Was tun, von mir wollte sie kein Rad. Sie hätte gerne wieder Vollfederung gehabt, doch Riese und Müller war ein wenig teuer, und alle anderen Hersteller lassen Vollfederung mittlerweile sein. Und nur eine Federgabel ist an einem Aufrechtsitzer-Cityrad dann auch Schwachsinn. Außerdem wollte sie ein leichtes und handliches Fahrrad, und eine Federgabel ist da ein Widerspruch. Also habe ich sie losgeschickt: Stopfe dir die Taschen voll Geld und nimm einen Hunderter mehr mit. Gehe zur Velogarage und sage was Du willst: leicht, handlich, Farbe, Körbe..., und nimm die dicksten Reifen die es gibt, vielleicht keine Federgabel. Diskutiere nicht über Preise.

Ich weiß, daß der Inhaber handelsethisch völlig integer ist. Das ist was ganz was anderes als billig, "dumm-billig" kann jeder (Steinreiter).

Irgendwann kommt sie mir an einem sonnigen Tag mit ihrem neuen Rad entgegen, von dem ich noch nichts wusste. Sie hatte dieses seelige Strahlen im Gesicht, wie es auschließlich bei glücklichen Radfahrern zu finden ist. Es ist ein 26" Victoria Urban Ultratiefensteiger geworden (der Einrohrige mit dem Alublock ums Tretlager) 7 Gänge, Sonderwunsch 50mm Marathons, mit untergeschraubtem Sperrholzbrettchen verstärkter Korb hinten (wie geil ist das denn, klar zu erraten, daß die gute Frau Kartoffeln immer im 10 Kilo Sonderangebot kauft und dann noch 5 Tüten Milch draufpackt) und auch der Korb vorne ist gut angebracht. Dazu eine gute Federsattelstütze (seidenweich, angenehm gedämpft, so unauffällig als wäre sie starr, kurzhubig für angenehmes Auf- und Absteigen, ich bins gefahren).

Und jetzt komme ich zum Punkt: So ein Fahrrad ist Nischenprodukt, allein das Angebot an starrgegabelten Fahrrädern geht gegen Null, dazu 26", was bei kleinen Menschen und gewichtsmäßig durchaus sinnvoll ist. Das Fahrrad ist leicht. Sowas gibts nur noch beim LBS der weiß wo ers bestellen kann. Internet? Stadler und die anderen Outlets? Ich hatte ja immer mal wieder gesucht, dieses Victoria kannte ich vorher nicht, nie gesehen, auch auf der Straße nicht. Dieses Rad existiert tatsächlich nicht. Nochmal LBS: das Fahrrad ist in Boutique-Qualität aufgebaut. Die offensichtlichen Sachen wie schöne Zugverlegung und -Längen als auch die "versteckten" Sachen wie Lagerspiele... und der Klang der Klingel.

Ja, ich hätte das Geld gerne verdient, doch der Leo ist einfach besser.

Übrigens, ich hätte mir vor ~7 Jahren beinahe ein Patria von ihm bauen lassen, bis ein Freund von mir einen Specialized Rockhopper mit horizontalen Ausfallenden entdeckte. Ich wollte Singlespeed...
Bildhat mittlerweile 2 gute Bremsen und Bremsgriffe und einen Riser-Lenker


Nach oben
 Profil  
 
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 21 Beiträge ] 

Alle Zeiten sind UTC + 1 Stunde


Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste


Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du darfst keine Dateianhänge in diesem Forum erstellen.

Suche nach:
Gehe zu:  

Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de