RBT hat geschrieben:
Xenophobie ist ja auch da besonders hoch, wo die Leute besonders wenig kontakt mit fremden haben.
Diesen etwas älteren Satz würd' ich gern doch noch mal ausgraben.
Bisher hatte ich eher den Eindruck, dass Xenophobie im ursprünglichen Wortsinne vornehmlich dann auftritt, wenn diese "Fremden" in einer vermeintlich dominanten Weise auftauchen. Also eine Gefährdung des eigenen status quo im etablierten Gefüge unterbewußt vermutet wird.
Oder mal konkreter statt "Fremde" ganz platt "Ausländer" gesagt und auf Deutschland gemünzt:
Kommt ein einzelner Ausländer in ein tiefbayerisches Dorf, um dort zu leben, dann wird man ihn anfangs kritisch beäugeln. Aber wenn er sich als netter Zeitgenosse entpuppt, einfach nur sein eigenes Ding macht und ansonsten freundlich zu seinem Umfeld ist, dann wird man ihn früher oder später akzeptieren.
Werden allerdings durch politische Maßnahmen hordenweise Ausländer irgendwo in die Provinz verfrachtet, dann erzeugt das Stimmung. Sowas habe ich mal in einer ländlichen Region erlebt, wo im Zuge der Kohl'schen Aus-/Über-/Blasiedlerpolitik quasi von heute auf morgen eine satt vierstellige Zahl an Osteuropäern angesiedelt wurde. Die haben dann auch noch fett Geld in den Arsch geblasen bekommen (ob direkt vom Staat als Geschenk oder von der Bank als Kredit sei mal dahingestellt), jedenfalls war das Ergebnis, dass da ganz viele arbeitslose Leute nur Russisch sprachen, plötzlich in neu gebauten Eigenheimen wohnten, dicke Autos fuhren, und die alteingesessene Landbevölkerung in ihren mäßigen Bruchbuden sich nur gefragt hat, wie sowas zusammengehen soll. Durch das Massenauftreten dieser Bevölkerungsgruppe, die dann zu "Russen-Klassen" in den Schulen und der spitznamenhaften Umbenennung eines Platzes in einem Vorort zum "Roten Platz" geführt hat, weil da eben kein Alteinheimischer mehr freiwillig herlaufen wollte, haben sich natürlich Fronten gebildet. Und da da viele auf einmal kamen, hat es natürlich mit der "Integration" erstmal so gar nicht geklappt. Die zugezogenen "Kohldeutschen" haben ja lieber ihre Cliquenwirtschaft im Stadtteil betrieben, als sich in irgendwas zu integrieren. Die sind ja gleich familienweise gekommen und haben vermutlich ihren halben Freundeskreis auch mitgebracht.
Wer sich nun über diese Leute, diesen Stadtteil usw. aufregt, ist natürlich erstmal der böse "Ausländerfeindliche". Dabei geht es eigentlich gar nicht um die Eigenschaft des Ausländers, sondern eher um den Effekt, dass plötzlich eine Bevölkerungsgruppe mit einer anderen konfrontiert wird, wo weder soziale Parallelen noch gegenseitige Bedürfnisse bestehen, die zur Bildung einer gemeinsamen Gemeinschaft führen könnten. Wenn dann noch Sozialneid hinzukommt, dann hat man ein hübsches Pulverfaß.