delle hat geschrieben:
Bündelfunk ist nicht frei abhörbar [...] Die Tonübertragung ist zwar analog, aber der Rest läuft digital ab. Also im Prinzip verschlüsselt.
Hmm, also gaaaaanz so ist es dann auch wieder nicht.
Mal ein Versuch, etwas technisch etwas akkurater zu formulieren:
Bündelfunk ist mit einem "normalen" Funkgerät nicht so ohne weiteres abhörbar, weil innerhalb eines Bündelfunknetzes jeweils einzelne logische Sprechverbindungen aufgebaut werden, die wechselnd auf einem Bündel von Kanälen des Netzbetreibers laufen. D. h. da ist ein Netzbetreiber, der z. B. 8 Sprachkanäle hat, und dieser Netzbetreiber stellt z. B. für 30 Firmen (u. a. auch Kurierdienste, aber auch andere) Dienste bereit. Und auf diesen 8 Kanälen finden dann wechselnd immer wieder mal kurze Sprechverbindungen mal des einen, mal des anderen Kunden dieses Netzbetreibers statt.
Man kann also, wenn man
alle Frequenzen des Netzbetreibers kennt, durchaus den
gesamten Funkverkehr innerhalb des Bündelfunknetzes (bzw. der Bündelfunkzelle, der die Frequenzen zugeordnet sind) mitschneiden.
Etwas verkompliziert wird das allerdings noch dadurch, dass grundsätzlich für jede Sprechverbindung ein Frequenz
paar zugewiesen wird: Eine Frequenz für den Upstream, eine für den Downstream. D. h. im Gegensatz zu Betriebsfunk, der meistens als Halfduplexbetrieb läuft, ist Bündelfunk semi-vollduplex. "Semi" deshalb, weil das Netz zwar vollduplexfähig ist, die Endgeräte aber nicht.
Die ganzen Verbindungsfrequenzen werden anaonsten erstmal analog betrieben.
So, und jetzt zum Thema "digital" und "verschlüsselt":
Also,
verschlüsselt ist da erstmal gar nichts. Weder die Verbindungs-/Sprachdaten, noch der Verwaltungskram. Aber der "Verwaltungskram" läuft digital, das ist richtig. Und zwar muss ja innerhalb des Netzes geregelt werden, wer zu welchem Zeitpunkt für welche Sprechverbindung auf welche Frequenz soll. Dafür gibt es einen oder mehrere Organisationskanäle. Und da läuft eine digitale Kommunikation ab.
Dann zum Thema Bündelfunk abhören, ganz abstrakt:
Wenn man Bündelfunk abhören will, muss man erstmal den/die Organisationskanal/-äle kennen. Da kann man dann mit einem Funkgerät drauf, die Daten an einen speziell ausgerüsteten PC leiten, da eine spezielle Software erst zur Demodulation der Digitaldaten packen, dahinter dann eine Netzanalysesoftware hängen. Das Ergebnis ist dann eine Visualisierung des Zustandes einer kompletten Bündelfunkzelle inklusive aller darin angemeldeten Geräte, laufenden Verbindungen usw.
Entsprechende Analysesoftware bietet nun auch die Möglichkeit, PC-steuerbare Funkgeräte einzubinden. Dann hat man ein zweites Funkgerät, welches von dieser Software z. B. auf jeweils im Orga-Kanal festgelegte Frequenzen umschaltet - und schwupps, kann man einen bestimmten Bündelfunk-Nutzer systematisch abhören.
Soweit die Theorie. Es geht durchaus. Ich habe auch schon mit solchen Bündelfunk-Diagnoseaufbauten gearbeitet. Legal übrigens, um Mißverständnissen vorzubeugen.