Hallo zusammen,

während meiner heutigen Postabhol-Tour befuhr ich nach Dienstschluss auf dem Nachhause-Weg eine etwas steil bergauf führende Straße. Die ist sehr schmal und auf einer Straßenseite von Fahrzeugen der Anwohner fast halbseitig (jedoch erlaubt) zugestellt. D. h. der Gegenverkehr bergab muss warten, wenn ein Fahrzeug von unten hoch kommt.
Ich bin - wie immer - mit dem Fahrrad hochgefahren, und da mich von hinten niemand überholen konnte, hatte sich hinter mir eine Autoschlange gebildet.
Obwohl mich von hinten niemand bedrängte, brüllte jemand aus der Gegenrichtung (der warten musste) „Nun fahr' doch mal auf dem Bürgersteig (den es dort nur im oberen Teil gibt und auch schmal ist) du Depp!".
Ich sah aber nicht ein, ordnungswidrig auf dem Gehweg zu fahren (das kann bei Kollision mit einem Fußgänger teuer werden) und brülle den Typ an „Halt deine Fresse, du Arschloch!"
Nicht grade fein, doch ich werde bei Nötigung sehr giftig, diese Idioten sterben einfach nicht aus. Nur weil sie mal wegen einem Radfahrer warten müssen. In der engen Straße kann man eh nur Schrittgeschwindigkeit fahren.
Hätte zwar einen Ausschnitt aus Google Earth beifügen können, doch da sieht man es nicht deutlich genug.

Rechtlich gesehen kannst Du eine Nötigung natürlich zur Anzeige bringen, allerdings ist es das meiner Erfahrung nach in 95% der Fälle einfach nicht wert, denn solange Du den Fahrer nicht eindeutig identifizieren bzw. beschreiben kannst, ist jede Anzeige nutzlos. Der Grad der Nötigung ist auch entscheidend, klar macht es einen wütend, als Depp bezeichnet zu werden (oder Hurensohn oder Arschloch), aber das gehört meiner Meinung nach noch zum guten Ton. Solange niemand versucht, sein Auto als Waffe gegen Dich einzusetzen und Dich vom Hobel zu bugsieren, ist das irgendwie noch vertretbar, trotz allem berechtigten Ärger.

Ich bin seit ca. 2 1/2 Jahren Kurier in FFM, und abgesehen von den üblichen Klassikern wie zu dicht überholt und dann angehupt zu werden (gefolgt von Stinkefinger, herrischem Altmännergefuchtel welches stark an einen Hitlergruß erinnert oder ähnlich hilfloser Handgymnastik), habe ich vielleicht 1-2 brenzligere Situationen erlebt, die eher in die (weniger schöne) Kategorie 'Gleich klatscht et, Junge!' fallen. Da gab es z.B. mal diesen Taxifahrer, der mehrmals versuchte, mich an den Bordstein oder parkende Autos zu drängen (was ich natürlich durch voraussehende Fahrmanöver verhindern konnte). Als wir dann darüber ins Gespräch kamen, habe ich ihn direkt gefragt, ob ich die Polizei rufen soll, damit die ihm erklären kann, dass ich dort auf der Straße fahren darf. Ich habe seine dummen Kommentare dazu ignoriert und stumpf ohne irgendwelche Beleidigungen wiederholt, dass ich das Recht habe, dort zu fahren. Daraufhin ist er dann hilflos abgezogen.

Mit Kennzeichen und Personenbeschreibung habe ich dann später beim nächsten Polizeirevier angerufen und die Situation geschildert, aber ohne eine Anzeige zu machen. Die notieren sich das aber trotzdem und schreiben das als Auffälligkeit in ihre Datenbank. Wird der Typ also kontrolliert, gibt's die Info bei der Kennzeichenabfrage gleich kostenlos dazu, und je nach Art und Anzahl der Vergehen wird er sich ein paar unangenehme Fragen mehr gefallen lassen müssen.

Für den Rest kann ich Dir nur raten: scheiß drauf. Versuch mit Humor drauf zu reagieren. Hupt Dich einer an, grüß ihn freundlich lächelnd oder gratuliere ihm zu seiner schönen Hupe. Ich wurde schon Hurensohn oder Arschloch genannt, mein Kommentar darauf: 'Das hast Du schön gesagt!' oder 'Wirklich schlimme Beleidigung. Haste lange für geübt?'. Mein Klassiker ist auch, die Leute an der nächsten Schlange vor der roten Ampel zu überholen und ihnen zum Abschied zu winken, während ich ungehindert weiterfahre.

Sieh's mal so: die sind eigentlich die kleinsten armen Wiener Würstchen, weil die mit ihren überdimensionierten Blechkleidchen einfach in menschenunwürdigem Tempo vorwärts kommen, während wir auf jeden Stau lachend scheissen können. Das ist purer Neid, glaub mir.

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Ballerino und Dispotheker