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Spiegel Online: Polen Böller
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Seite 1 von 2

Autor:  Haxxl [ So 13. Jun 2010, 15:54 ]
Betreff des Beitrags:  Spiegel Online: Polen Böller

Wollt eigendlich hin hatte aber Family Frühstück, hab schon einiges gesehn aber die Explosion ist wirklich sehr übel. Mal abgesehn von Gewalt gegen Staatsgewalt Disskussionen, möcht ich nicht wissen was passiert wenn das Ding in der Menge hochgegangen wär.

bei Spiegel Online

Youtube Video http://www.youtube.com/watch?v=g11JHTTSCjM

Autor:  e[nt]e [ So 13. Jun 2010, 16:13 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Die Explosion war übel, das stimmt, und nachdem ich heute gelesen habe,
dass das Teil laut Polizeiangaben wohl mit Nägeln o.ä. bestückt war
habe ich auch erstmal geschluckt. Das muss dann echt nicht sein.
Wenn es in der Menschenmenge hochgegangen wäre, wären es wohl ein paar mehr Verletzte gewesen,
das ist wohl wahr...

Zur Ursache für den Aufruhr, dem dann die Explosion folgte wird aber wieder nichts gesagt.
Weder von SPON noch in der Pressemitteilung der Polizei...
Wenn unsere grünen Freunde wieder mal grundlos Leute wegschubsen und sich dann auf
Schubsereien und laute Kommentare von der Gegenseite nicht anders zu helfen wissen
als mit Fäusten und Füßen auf die bis dahin durchaus friedlichen Demonstranten
einzuschlagen und -zutreten, dann ist das zwar auch kein Grund so einen Sprengkörper zu zünden,
aber doch wieder ein tolles Beispiel für unseren "Freund und Helfer"...

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 16:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Dieses militante Dreckspack! Tschuldigung aber was anderes fällt mir dazu nicht ein...

Autor:  Karlsson [ So 13. Jun 2010, 17:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Ich musste an Afghanistan und die Taktik der Amerikaner denken: Keine Panzer, wenig militärisches Auftreten in voller Montur, leben bei den Afghanen und jetzt das wichtigste, das ganze zur Vertrauensbildung. Schutz ist nötig, zeigt sich öfter. Jedoch steht die Erkenntnis, dass man friedliches Verhalten nicht dadurch fördert, dass man den Menschen vermittelt sich mit allen Mitteln gegen sie schützen zu müssen, lediglich auf Verdacht.
Was sich hier nur wieder gezeigt hat, dass Aufrüstung der einen Seite durch Aufrüstung der anderen Seite beantwortet wird. Vllt sollte die Polizei sich mal überlegen, ob sie sich mal mit Deeskaltionstaktiken jenseits von Abschreckung durch Aufrüstung aneignen möchte. Gewaltspiralen, die sich aus Sicherheitsdilematta ergeben haben ja bekanntlich die Tendenz nicht abzuflauen, weil es vernünftig ist. Grade weil das, wie von Zigge schon erwähnt, aller Wahrscheinlichkeit nach Menschen waren, die diese Dinger nicht zufällig dabei hatten und nicht wirklich als vernünftig zu betrachten sind, liegt es bei der Staatsmacht den Abrüstungsprozess in Gang zu setzen.
Wenn nicht gibts immer wieder bunte Bilder und aus Fronten, die Menschen konstruieren möchten werden schnell echte Fronten. Aber für Politikwissenschaftler super interessant!

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 18:57 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Denke auch, dass es seit einiger Zeit einem Wettrüsten gleicht aber es fragt sich wer wann damit angefangen. Ich kanns nicht beantworten, möchte es aber ganz blauäugig auf die ersten Pflastersteine und Moltovcocktails schieben.

Es kann doch nicht das Ziel sein, soviel Angst in die friedlichen Demonstrationen zu bringen, dass sich diese nicht mehr auf die Straße trauen, weil irgendwelche Deppen anfangen selbstgebastelte Bomben zu zünden. Da ziehe ich den (schmerzhaften) Wasserwerfer vor.
Die Polizei macht Fehler und es gibt auch dort gewaltwillige aber Bomben...

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 21:44 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Meines Erachtens ist das, was da auf der Straße passiert, nur ein Effekt. Ein Zwischen"ergebnis".

Das eigentliche Problem ist die Ignoranz der Politik: Wir haben zwar auf dem Papier eine Demokratie, in der Praxis aber keine Mitbestimmung. Und allerspätestens seit den 90ern eine "Basta"-Politik, die die Interessen immer größerer Klientele in der Bevölkerung vernachlässigt. Das führt letztlich dazu, dass politische Mitbestimmung nicht mehr verbal eingefordert wird (weil Stimmen eh nicht gehört werden), sondern eben mit Gewalt. Und wenn die Politik so weitermacht wie bisher wird es auch mal richtig scheppern. Was dann im Zweifelsfall meiner Meinung nach sogar gut ist. Nicht, weil ich die Gewalttätigkeit als solche jetzt unbedingt gut fände. Aber es sieht ja wohl danach aus, dass sich wirkliche Reformen in Deutschland nur in Hektolitern Staatsdienerblut werden messen lassen.

Autor:  don panettone [ So 13. Jun 2010, 21:50 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

auf "Hektolitern Staatsdienerblut" kann ich zwar gut verzichten, aber daß es
eine hausgemachte legitimationskrise gibt (oder wir zumindest darauf zusteuern)
denke ich auch. :-? andererseits sind krisen ja immer auch chancen.

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 21:58 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Zitat:
[...]Nicht, weil ich die Gewalttätigkeit als solche jetzt unbedingt gut fände.[...]

Hervorhebung durch mich.

Du bist ihr also nicht abgeneigt? Das wäre die Schlussfolgerung, die aus deiner gesamten Argumentation ziehe. Was ist mit Gewalt schon zu erreichen? Nichts! Ware Veränderungen werden nicht durch Gewalt bewirkt, sondern durch Respekt und Ideenreichtung.
Vor wem hat man mehr Achtung? Demjenigen, der Gewalt antut oder sein Gegenüber mit geistreichen Worten besiegt. Jemand kann mich zum bluten bringen und sich meiner Angst sicher sein aber Respekt ist das nicht.

Politik wurde schon immer für die wenigen Mächtigen gemacht und ist kein modernes Phänomen. Dass es mittlerweile zu solchen Extremen kommt, kann also m.E. nicht auf den Politikstil geschoben werden. Das hängt doch wohl eher mit der Verrohung der Gesellschaft zusammen, was mir ehrlich gesagt schon etwas Angst macht, wenn ich in die Zukunft denke und noch Kinder in die Welt setzen will.

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 22:19 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Gewaltloses politisch-gesellschaftliches Engagement hat jahrzehntelang nichts gebracht.

Also probiert man es mit Gewalt.

Das ist nicht verdammenswert, es ist immer noch besser, als Dinge kommentarlos bis in die Unendlichkeit hinzunehmen.

Ob das Ergebnis "gut" ist bleibt vorerst mal noch unklar. Die Geschichte kennt Beispiele in beide Richtungen.

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 22:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Zitat:
Das ist nicht verdammenswert...

Wenn Bomben in unschuldigen Menschenmengen gezündet werden, ist das für mich nicht diskussionsfähig. Es hat zwei Polizisten erwischt, die nichts mit der Politikführung zu tun hat. Es hätte Kinder, Frauen und Männer erwischen können, die beobachteten oder friedlich demonstrieren wollten.
Wenn das so weiter geht, kommen wir zu Zuständen der "Demonstrationskultur", wie sie in anderen Orten der Welt vorzufinden sind. Die Spirale dreht sich in diese Richtung und neue Formen der Gewalt gingen meiner Kentnis nach immer von der autonomen Seite aus. Habe keine Lust zu sehen, dass Demos irgendwann mit militärischer Unterstützung aufgelöst oder anders formuliert, bekämpft werden müssen.

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 22:34 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Es hat eben nur ein paar Staatsroboter erwischt, keine Zivilisten.

Demonstrationen als solche sind 100 % wirkungslos, zumindest in den letzten 20 Jahren. Häufig finden sie medial sogar nur Beachtung, wenn es eben zu außerordentlichen Ereignissen kommt. Wie z. B. dass es irgendwo mal deftiger kracht. Insofern: völlig logisch, dass man es krachen läßt.

Ansonsten finde ich es im Sinne der "balance of powers"-Theorie gut, wenn nicht nur der Staatsapparat, sondern auch die andere Seite offenbar mittlerweile über wirkungsvolles Effektgerät verfügt. Denn bzgl. der Frage, wem ich mehr vertraue, muss ich mittlerweile leider sagen, dass es nicht der Staat ist...

Autor:  mistfink [ So 13. Jun 2010, 22:39 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Sieht nach Verfolgungswahn aus :roll: - und "wirkungsvolles Effektgeraet", naja dan, das ist Kindergarten.
Und Vertrauen in irgendwelche Wichser, die frisierte Polenkracher in eine Polizeimeute werfen?! :vogel:

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 22:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Es geht eher um die Frage der Technologieverfügbarkeit.

Meine Vermutung ist nämlich, dass die irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft nochmal interessant werden könnte, wenn es darum geht, sich denjenigen Strukturen zu entledigen, die mittlerweile die Interessen der Bevölkerung völlig vernachlässigen.

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 22:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Entmenschlichung macht die Sache auch nicht besser. Potentielle Mörder auf Demonstrationsseite sind keine Menschen...knallen wir sie ab! Geil, kann ich ja loslegen! :roll:

Mediale Beachtung hat aber keine politische zur Folge. Das beweisen die letzten 20 Jahre auch. Möchte man Veränderungen in einem System erreichen, kann dies nur wirkungsvoll innerhalb der Regeln dieses Systems geschehen. Das gesellschaftliche und jedes seiner Subsysteme kommuniziert mit einem spezifischen Kommunikationscode und nur diesen versteht es. Klingt erstmal rein theoretisch, ist aber Luhmannsche Systemtheorie, die dieser geniale Mann (ich war nur zwei Semester Luhmannist ;) ) aufgrund von Beobachtungen und Analyse von Gesellschaft aufstellte.
Der erste Schritt in eine nachhaltige und sinnvolle Richtung ist doch gemacht! Die Piratenpartei, wenn ich diese richtig verstehe. Man sollte diese lieber stärken und so den Weg der Kommunikation nutzen. Gewalt ist nur eine negative Form von Kommunikation und alles was auf ihr aufbaut wird irgendwann zusammenbrechen. Dies belegt die Geschichte auch zu genüge.

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 22:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Ziggenfred hat geschrieben:
Möchte man Veränderungen in einem System erreichen, kann dies nur wirkungsvoll innerhalb der Regeln dieses Systems geschehen.


Oder durch systematische Bekämpfung des Systems. Auch dafür gibt es Beispiele in der Geschichte - vielleicht nicht in Deutschland, aber durchaus in Europa.

Mir erscheint dieser Weg im übrigen als realistischer als derjenige, innerhalb des Systems für Veränderung sorgen zu können.

Ziggenfred hat geschrieben:
Der erste Schritt in eine nachhaltige und sinnvolle Richtung ist doch gemacht! Die Piratenpartei, wenn ich diese richtig verstehe. Man sollte diese lieber stärken und so den Weg der Kommunikation nutzen.


Das wird an der Systemkonstruktion scheitern. Solange für eine vielschichtige Menge an Entscheidungen nur eine einzige Wahlmöglichkeit auf dem Wahlzettel besteht, werden Kleinparteien, die sich für spezielle Interessen einsetzen, immer Kleinparteien bleiben.

Und die großen Blockparteien bieten keine wirkliche Möglichkeit zur distinguierten Meinungsäußerung, in welche Richtung die Politik laufen soll.

Ziggenfred hat geschrieben:
Gewalt ist nur eine negative Form von Kommunikation und alles was auf ihr aufbaut wird irgendwann zusammenbrechen. Dies belegt die Geschichte auch zu genüge.


Manchmal, nicht immer. Gewalt hat auf jeden Fall den Vorteil, dass man ihr nicht mit Ignoranz aus dem Weg gehen kann. Und wenn Ignoranz das Hauptproblem ist, dann ist Gewalt die logische Antwort.

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 23:01 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Zitat:
Und wenn Ignoranz das Hauptproblem ist, dann ist Gewalt die logische Antwort.

Wenn die geistigen Waffen versagen... :roll:

Zitat:
Oder durch systematische Bekämpfung des Systems

Du willst ein System stürzen, welches - trotz aller sozialen Einschnitte und der HartzIV-Debatte - ein soziales Sicherheitsnetz bietet? So unattraktiv es auch sein mag. Es läuft nie alles nach den eigenen Vorstellungen. Man muss Kompromisse eingehen und wer behauptet eigentlich, dass die Meinung der Gewaltbereiten die Meinung Mehrheit wiederspiegelt? Meinst du es wäre gerechtfertigt, wenn eine Minderheit ihre Meinung gegenüber der Majorität aufzwingen möchte?

Autor:  dan [ So 13. Jun 2010, 23:04 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Ich glaube nicht, dass diejenigen, die da Pyrotechnik verstreuen, unbedingt die Interessen der Mehrheit vertreten.

Wohl aber glaube ich, dass die Mehrheit sich freuen würde, wenn diejenigen, die die Pyrotechnik verstreuen, damit den Istzustand an Staatlichkeit destabilisieren.

Weil Destabilisation nämlich Vorbedingung für Veränderung ist. Das Problem ist doch, dass das Politgefüge in Deutschland eben zu stabil ist. Und deswegen weder notwendige noch von diversen Interessensgruppen der Bevölkerung gewünschte Veränderungen angegangen werden.

Aber ich glaube, die Diskussion ist müßig. Wir werden da eh nicht auf einen Nenner kommen. Insofern werde ich mich jetzt mal ablegen, hab' morgen früh Vorbestellungen...

Autor:  Ziggenfred [ So 13. Jun 2010, 23:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Müssen ja nicht auf einen Nenner kommen. Diskutieren kann man dennoch. ;)

Zitat:
Wohl aber glaube ich, dass die Mehrheit sich freuen würde, wenn diejenigen, die die Pyrotechnik verstreuen, damit den Istzustand an Staatlichkeit destabilisieren.

Und genau das denke ich nicht. In Deutschland werden die Menschen nicht unterworfen, wie es in anderen Ländern der Fall ist und war. Dort bringt ein Umsturz der Regierung, eine Revolution(!), den Menschen ein Stück Freiheit.
Aber wir geht es den Menschen in Deutschland? Schlecht? Wohl kaum. Die Zeiten sind härter geworden aber schlecht geht es uns nun wirklich nicht. Man würde den Menschen ihr funktionierendes System nehmen oder zumindest die Sicherheit, die es ausstrahlt und dann? Was wird ihnen geboten? Unsichere Zustände, Angst. Der Deutsche ist ein sich in alle Richtungen absicherndes Wesen. Ihm Sicherheit zu nehmen, hieße ihm etwas lebenswertes zu nehmen.

Autor:  Karlsson [ So 13. Jun 2010, 23:46 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Puh, schnell was geschrieben, Fußball gucken gefahren, heimgekommen und festgestellt, was hier so abgegangen ist :)
"Schlecht" im Vergleich zu anderen Ländern zu sehen ist eine limitierte Betrachtungsweise, die sich nicht an Idealen sondern an real existierenden Verhältnissen misst. Das Ziel ist aber nicht so "gut" zu bleiben wie man ist, sondern ständige Verbesserung von allem, was man für wichtig hält. "Jammern auf hohem Niveau" ist daher nicht illegitim, sondern genau das, was wir brauchen. In Deutschland pupst man auch kein Rosenwasser und lebt in Saus und Braus und nur weil es woanders schlimmer ist, sind die empfundenen Ungerechtigkeiten allerdings nicht nichtig. Negativität ist der Motor zu Verbesserung - Nutzen, nicht klein machen! Das zu zZigges letztem Post!


Nun allgemein!
Find die Diskussion sehr interessant, stehe wohl aber zwischen zigge und dan, weil ich an beiden richtige Dinge entdecke. Frage Reform oder Revolution ist sehr interessant. Reform ist langsam und wenig effektiv, nervenaufreibend und zermürbend. Aber es kommen weniger Menschen ums Leben, Gewalt ist indirekter und strukturell, meist zentralisiert.
Revolution muss richtig übel knallen und alles aus den Angeln heben. Hohe Gefahr, dass das was man erreichen will sich ins Gegenteil verkehrt und Methoden-Ziel-Combo ist oft doch sehr widersprüchlich. Zudem macht man nahezu alles kaputt, auch das was vorher gut lief! Dennoch die einzige Möglichkeit ein Ideal vollends zu erreichen, weil man eben keine Kompromisse eingeht und auch das ganze System austauschen/ entscheidend modifizieren kann.
Das Herz schreit Revolution, die Wut auch, der Verstand wägt Risiken ab und handelt risikoavers und entscheidet sich pragmatisch zur individuellen Nutzenmaximierung per Reform. Lieber Teil der Gewinner werden als das Verlieren abschaffen zu wollen. Der Weg den die meisten aus verständlichen Gründen wählen ist der weniger radikale, der zugleich aber auch jeglichem Idealismus entbehrt.
Ganz ab von diesen doch sehr abstrakten Dingen geht es aber in unserm Fall vor allem darum, wie man aktuell Handeln sollte und wie ganz pragmatisch solche Situationen anzugehen sind. Ich halte es für gefährlich, wenn Vertreter des Staates sich auf ihrem Gewaltmonopol ausruhen und dies über Gebühr ausnutzen. Das Monopol an legitimer Gewalt hat er ja nur, solange die Unterstützung der Bevölkerung dafür da ist. Mit jedem Wasserwerfereinsatz, Tomfaeinsatzbefehl, mit jeder Aktion, die kritisiert werden kann und sich der Argumentation nicht widersetzen kann und sie damit nicht entkräftet schwindet die Legitimität des Gewaltmonopols. Schleichend entzieht sich die Grundlage staatlichen Handelns, was eine existentielle Bedrohung darstellen wird.
Wir hören ja hier oft "Angemessenheit der Mittel". Man kann allerdings wütende Demonstranten nicht mit der Polizei oder anderen staatlichen Organen vergleichen, weil die einen lediglich an die Bürgerpflicht gebunden sind, jedoch für ihre Interessen mit vielen Möglichkeiten eintreten können, zivilier Ungehorsam usw. Staatsmacht hat krassere Auflagen und das zurecht. Wie bei Spiderman nachzulesen: Große Macht ist auch immer mit großer Verantwortung verbunden.
Daher meine Rede: Die Deeskalation muss beim Staat beginnen, radikale Menschen entradikalisiert man nicht durch Druck, sondern durch Integration und das Ernstnehmen ihrer Anliegen, insofern es nicht nur Krawallleute sind. Diese treten aber immer bei "normalen" Demos zu Tage und nie isoliert. Krawall-only Geschichten kommen IMO nicht vor. Ne Demokratiereform, die echte Partizipation ermöglicht und Leute mit echten Rechten ausstattet ist da viel effektiver und vor allem viel ungefährlicher fürs System. Ich persönlich fühle riesige Wut in mir aufsteigen, wenn ich mitkriege, dass sich Polizisten in Ausübung ihrer Aufgaben und mit Hilfe ihrer Befugnisse daneben benehmen. Ich weiss nicht, zu was ich fähig wäre, wenn ich sowas live erleben würde, aber da ist wohl die Grenze nach oben offen, wie wohl bei jedem. Ich jedenfall halte das Gewalt und Machtmonopol des Staates in vielen Fällen für nicht legitim und das ist es wohl auch, was Dan ausdrücken wollte.
Boah zu lang der Kram und noch lange nicht ausführlich genug, sodass sich da noch einige Ecken drinnen befinden, die ich auszufüllen aber grade nicht eifrig genug bin. Aber eins muss ich noch loswerden an meinen Lieblingsforumssoziologen, in Farbe und bunt

Luhmann ist voll doof
, weil er das System nie von aussen betrachtet und für ihn überhaupt nicht in Frage kommt, dass ein System überwunden werden kann und nicht nur reformiert. Die Betrachtung von aussen führt IMHO aber zu besseren Ergebnissen. ;)

Autor:  georg [ Mo 14. Jun 2010, 09:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Hallo! :adas

Hier gehts ja schon wieder gut ab. Früher lernte man mal "glaubt den Lügen der Mörder nicht". Heute ist das leider alles ganz anders. Da werden ungeprüft Bullenaussagen übernommen und als wahr dargestellt. Da wird von "Bomben" geredet, etc.

Deswegen hier nochmal ein Video aus einer anderen Perspektive [1]. Interessant ist dabei, dass umstehende (~2m entfernt) Personen nicht verletzt werden, die geparkten Autos keinen Kratzer haben. Seltsam, obwohl doch eine "Splitterbombe" gezündet wurde. Wie diese wirken bekommt ihr sicher selber raus, vielleicht auch auf youtube.

Interessant ist auch der erste Kommentar bei youtube, könnt ihr euch ja vielleicht nochmal durchlesen.

[1] http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

In diesem Sinne, immer schön kritisch bleiben,
georg


Nochwas: Wer sich über die Informationspolitik der (Deutschen) Polizei informieren will, muss bisschen recherchieren. Aktuell der 1. Mai 2010, sehr anschaulich aber auch die Informationen die über Demonstranten während der Proteste gegen den G8-Gipfel 2007 verbreitet wurden. Da gabs dann Clowns, die Säure mit Wasserspritzpistolen verteilt haben, etc. Außerdem als Wurfgeschosse Kartoffeln, gespickt mit Nägeln. Irgendwann ist dann rausgekommen dass das natürlich alles quatsch war. Haben dann auch die Offiziellen eingeräumt. Beim G8-Gipfel 2001 und der Erstürmung der Diaz-Schule stellten in dieser Polizisten Molotowcocktails etc. ab, die sie dann später beschlagnahmten, als Beweismittel präsentierten und damit die Gefährlichkeit der Aktivisten beweisen wollte. Einige Verantwortliche wurden vor zwei Wochen zu Haftstrafen verurteilt. Das als kleiner Exkurs dieses Thema betreffend.

Autor:  georg [ Mo 14. Jun 2010, 12:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Mglw. war die "Splitterbombe" eher ein Böller mit Namen "Cobra 6":

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=yvE2qLRS5Ig[/youtube]

Autor:  Ziggenfred [ Mo 14. Jun 2010, 12:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Nur ein "Cobra 6"? Schau dir das Ding an! Es hat ein Spielzeug aus Hartplastik zerfetzt, welches durchaus stabil genug ist einen erwachsenen Menschen zu tragen.

Und das andere Video von dir zeigt doch ganz deutlich, wie mindestens ein Polizist weggetragen werden muss. Das Ding ist frisiert gewesen und jeder Mensch weiß, wie gefährlich Polen-, Tschechen-, Chinaböller schon im Fabrikzustand sein können.
Außerdem geht die Bombe zwischen den Polizisten und den Autos los, hieße also, dass auch nur die Polizisten und die Autos Kraft des Knallers abbekommen haben. Ist also klar, dass die Umstehenden nichts abbekommen haben. Gesetze der Physik. Man sieht übrigens die Autos auch nie von der Sprengseite.

Da gibts nix zu verharmlosen und jetzt lies dir den Artikel mal durch und frage mich nochmal, an welcher Stelle man kritiklos bleiben kann?
http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... 68599.html

Totschlag ist vielleicht überzogen, weil es den Angreifern sicher "nur" um schwere Körperverletzung ging... :roll:

Autor:  georg [ Mo 14. Jun 2010, 12:53 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

1.) Ich sage nicht dass da nicht irgendwas "gefährliches" (in welcher Art auch immer) explodiert ist.

2.) Ich sage dass war keine "Splitterbombe".

3.) Laut Aussagen von einigen Leuten vor Ort kam kein Krankenwagen.

4.) Ich frage dich als ausgebildeten Soziologen, ob du mal gelernt hast, wie mit Quellen gearbeitet wird. Bezüglich Seriösität und dahinter stehenden Interessen. Wie Quellen geprüft werden, ob überhaupt, oder ob alles für bare Münze genommen wird was irgendwer irgendwo verlautbart.

5.) Ich habe dir versucht zu zeigen, was von der Informationspolitik der Polizei zu halten ist. An mehreren Beispielen.

6.) Kritik? Immer gern, das bringt voran und fördert Entwicklung. Aber dabei bitte an das Niveau denken und nicht auf BILD-Niveau argumentieren und diskutieren. Nicht zuerst "Skandal, Skandal" schreien und dann nachfragen was eigentlich wirklich war.

Autor:  Ziggenfred [ Mo 14. Jun 2010, 13:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Ob da jetzt Nägel drin waren oder nicht ändert nichts an dem Sachverhalt. Woher weißt du, dass da keine Nägel drin waren? Weißt du mehr als wir? Die Untersuchungen laufen.

Möglicherweise wurden die verletzten Polizisten im Einsatzwagen weggefahren?

Meine Quellenarbeit brauchst du nicht in Frage stellen. Die Qualität meiner Arbeiten spricht für sich, zumindest nach Meinung der Profs. Das soll um Gottes willen nicht überheblich klingen aber wenn du es in Frage stellst... ;)

Ich begegne in meiner wissenschaftlichen und fachlichen Arbeit der Literatur mit Kritik aber hier ist die Sache für mich ehrlich gesagt zu emotional. Ich habe Freunde und Familie (mein Vater war) bei der Polizei und bei solchen Geschichten kommt mir einfach nur Hass gegenüber Gewaltfraktion hoch.

Mir geht es hier auch nicht darum wissenschaftlich rational, sondern auch emotional zu argumentieren. Bin auch nur ein Mensch.

Zitat:
5.) Ich habe dir versucht zu zeigen, was von der Informationspolitik der Polizei zu halten ist. An mehren Beispielen.

Genauso, wie von der Informationspolitik der Gegenseite. Ich picke mir immer gern die Mitte raus und die besagt in jedem Fall, das Polizisten verletzt wurden und dies durch einen Sprengkörper geschah.

Aber die Videos sind schon aussagekräftig genug. Damit meine ich auch das von dir gepostete.

Autor:  georg [ Mo 14. Jun 2010, 13:17 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Spiegel Online: Polen Böller

Ziggenfred hat geschrieben:
Meine Quellenarbeit brauchst du nicht in Frage stellen. Die Qualität meiner Arbeiten spricht für sich, zumindest nach Meinung der Profs. Das soll um Gottes willen nicht überheblich klingen aber wenn du es in Frage stellst... ;)

Hört, hört. Sorry, aber das interessiert mich nicht. Wir diskutieren hier gerade, um deine Profs geht es null. Auch wenn du dein Diplom mit 1,0 gemacht hast, geht es hier um die konkrete Situation. Und wenn ich eben sehe dass du zuerst anfängst zu hetzen ("militantes Dreckspack"), dann finde ich deine Arbeit diesbezüglich mangelhaft.

Ziggenfred hat geschrieben:
Ich begegne in meiner wissenschaftlichen und fachlichen Arbeit der Literatur mit Kritik aber hier ist die Sache für mich ehrlich gesagt zu emotional. Ich habe Freunde und Familie (mein Vater war) bei der Polizei und bei solchen Geschichten kommt mir einfach nur Hass gegenüber Gewaltfraktion hoch.

Das verstehe ich, kann ich nachvollziehen und wusste ich auch (mit deinem Vater). Das erschwert natürlich, irgendwie die "Wahrheit" zu finden, weil deine Meinung sowieso schon feststeht. Das werfe ich dir auch nicht vor, weil du eben, wie wir alle, ein Mensch bist. Für diese Diskussionen ist das aber eben nicht so geschickt.

Ziggenfred hat geschrieben:
Genauso, wie von der Informationspolitik der Gegenseite. Ich picke mir immer gern die Mitte raus und die besagt in jedem Fall, das Polizisten verletzt wurden und dies durch einen Sprengkörper geschah.

Naja, die "Mitte". Du zitierst den Pressestab der Polizei. Nicht für Objektivität bekannt die Leute.


Will mich hier aber auch nicht streiten. Ich fände einfach gut, zuerst zu schauen, Leute zu fragen die dabei waren (aus verschiedenen "Lagern", war ja ne breite Demo), AnwohnerInnen zu fragen und dann zu reden. Nicht alles zu fressen was die Medien schreiben.

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